Architektur:
Architekt Michael Prodinger mit Söhne & Partner Architekten
Fotos: Gisela Erlacher
 

Hans-Gasser-Platz (1.Rang Architekturwettbewerb)

Vorrangige Idee des gesamten Entwurfs ist die Verdrängung des Verkehrs vom Hans Gasser Platz und somit die Schaffung eines weitläufigen, einladenden öffentlichen Raumes nach mediterranem Vorbild. Der Hans-Gasser-Platz wird geöffnet, durchgängig gemacht und soll verstärkt zum Spazieren, Verweilen und Begegnen einladen. Durch diese Öffnung ergibt sich ein wichtiger Freiraum, der für den Kirchtag und die Tagesmärkte individuell bespiel- und gestaltbar ist. Die Neugestaltung entfernt sämtliche bauliche Elemente in und rund um den Platz und hebt so die Blockaden der Sichtachsen auf.

Durch eine neue Platzordnung wird der Individualverkehr eingedämmt und dafür öffentliche Verkehrsmittel sowie Fahrrad- und Fußgängerverkehr aufgewertet. Besonders auf dem stark befahrenen Kreuzungspunkt zwischen Italienstraße und Postgasse wird die Dominanz der Autos merklich geschwächt. Ziel ist die Schaffung einer ausgeglichenen und funktionierenden Begegnungszone. Aber auch in dieser dürfen nur bestimmte zugewiesene Bereiche von Individual- und öffentlichem Verkehr genutzt werden.

Der vorliegende Entwurf hebt die bestehenden Barrieren des Platzes auf und schafft somit einen großen, offenen Raum. Angelehnt an mediterrane Vorbilder wird durch die Planung der Platzcharakter stärker betont und bietet auch mehr Spielraum, zum Beispiel in der Marktgestaltung. Die südliche Häuserfassadenfront wird durch eine Baumreihe aufgelockert und umrahmt – auf größere Grünflächen wird aber zu Gunsten eines flexiblen offenen Platzes verzichtet.

Auch die Buswartehäuser werden im Hinblick auf mehr Offenheit und Klarheit auf dem Platz neu konzipiert und situiert. Sie sind dominiert von Transparenz und viel Glas. So wird durch die Ost-West-Ausrichtung der Wartehäuser die Blickachse auf den Platz nicht unterbrochen. So behält der Raum seine offene und weitläufige Gestalt und den Wartenden wird trotzdem ein unauffälliger Witterungsschutz geboten. Um die Durchgängigkeit des gesamten Platzes zu gewährleisten sind auch die längs angeordneten Wartehäuser durchlässig für den Fußgängerstrom. Es ist keine blockierende Rückwand vorhanden und so lassen sich die Wartehäuschen trotz optimalem Witterungsschutz durchqueren. Die westlich gelegene Busstation bietet Platz für insgesamt drei Busse – somit kommt es zu keinen längeren Wartezeiten.

Da sich der Platz längs orientiert wird das kleinteilige Steinpflaster quer verlegt, um den Platz optisch breiter wirken zu lassen. Eine kleinformatige Pflasterung begünstigt etwaige Wartungsarbeiten und ist kostengünstiger herzustellen. Durch die lebendige Pflasterung mit unterschiedlich großen und in verschiedenen Grautönen gehaltenen Steinen ohne strenges Muster ergibt sich ein lockeres und mediterranes Platzgefühl. Die drei verschiedenen Schattierungen der Pflasterung schaffen einen zusammenhängenden Raum, die in der Straßenmitte daraus herauswachsende Möblierung definiert die eigentliche Platzfläche. Die Pflasterung ist in der Mitte des Platzes am Hellsten, wird aber zu den Nebenstraßen hin immer dunkler. Die Verfärbung des Bodens verläuft über einen Gradient unter Verwendung von helleren beziehungsweise dunkleren Pflastersteinen.

Die Möblierungszone in der Mitte des Platzes ist schlicht und abwechslungsreich. Die unterschiedlichen Sitz- und Spielmöbel laden zum Verweilen ein. Die Skulptur des Hans Gasser am Ende des Platzes bleibt bestehen. Vor dem Bankgebäude wäre ein möglicher Bereich für eine weitere Skulptur. Im geschützten Gastgartenbereich vor der Ringmauer ist ein Bereich für Kinderspielgeräte gestaltet.

Die Verbindung zu den angrenzenden Straßenräumen rund um den Hans-Gasser-Platz wird verstärkt. Durch eine Baumreihe in Richtung Stadtzentrum ist der Platz optisch auch mit der Fußgängerzone in der Widmanngasse angebunden.